Neubau der Musikschule der Stadt Lüdenscheid
Das „Haus der Musik“ dient als Begegnungsstätte für Jung bis Alt und ist Sinnbild für die Lebensfreude am Musizieren. Die übergeordnete Konzeptidee bringt die drei Nutzergruppen - Schüler, Lehrer und Besucher - in Verbindung mit den drei Funktionsbereichen - Musik, Schule und Architektur und kreiert das Gesamtensemble - den Dreiklang im Einklang.
Die Bereiche fügen sich zentral im Herzstück des Gebäudes, dem Multifunktionsraum, zusammen und werden darin gemeinsam repräsentiert.
In der städtebaulichen Einordnung stellt der Ort eine Schnittstelle dar. Dieser liegt prägnant am Übergang zum historischen Altstadtkern und weist in der unmittelbaren Umgebung eine Fülle an unterschiedlichen baulichen Strukturen und Gebäudetypen auf. Der Neubau der Musikschule bildet an dieser Kreuzungsstelle einen neuen Anlauf- und Ankerpunkt in der vorhandenen Stadtstruktur. Die bewegte Geländetopographie mit der Höhenstaffelung und der prägende Kastanienbaum charakterisieren den Standort. Mittels Freistellung des Baumes wird dieser weithin sichtbar und ist aus dem Inneren des Gebäudes in unterschiedlichen Höhen wahrnehmbar.
Die Gebäudeform entwickelt sich aus dem Gelände heraus und erhebt sich mit der Topographie zu einem monolithischen Kubus. Die Gebäuderiegel zum Außenraum dienen als Puffer und Filterschicht. Ein geschützter Innenhof mit hoher Aufenthaltsqualität entsteht. Die Freibühne, die aus dem Innenraum eben rausführt, komplettiert die Hofgestaltung. Als verbindende Gestaltungselemente ziehen sich unterschiedlich hohe Zylinder vom Vorplatz über die Tragstruktur bis in das Atrium. Sie dienen als Sitzpodeste im Außenraum, Stützen unter der Auskragung und Baumfassungen im Innenhof. Aufgereiht wie Orgelpfeifen mit unterschiedlichen Höhen entsteht eine vielseitige Erleb- und Bespielbarkeit.
Eine vertikale Lammellenstruktur als Fassade umhüllt die gesamte Kubatur. Eine gleichmäßige Reihung mit 4cm breiten Holzlamellen ist im regelmäßigen Abstand von 12cm angeordnet und weist nur bei besonderen Raumgefügen einen breiteren Abstand auf. Dieses Filterelement präsentiert im Bereich von Foyer und den Geschoss-Brücken weitere Öffnungsbreiten, hebt Zonierungen hervor und gewährt größere Ein- und Ausblicke. Eine strikte einheitliche Ordnung fasst das Gebäude zusammen und gliedert es gleichzeitig.
Die Schrägstellung der Lamellen auf verschiedenen Ebenen bildet einen besonderen Schwung in der Fassadenfläche aus. Wie eine dynamische, akustische Welle zieht sich das Band um die Hüllstruktur und verbindet alle vier Fassadenseiten und erinnert an geschwungene Notenlinien. Die Fassadengestaltung versinnbildlicht die Gliederung eines Musikstücks durch einen gleichmäßigen Takt, der durch eine beschwingte Melodie belebt und bewegt wird. Der Fassadenvorhang zieht sich als Schutzhülle um die beinhalteten Funktionen und öffnet sich nur am Anfang zum Gebäudeauftakt. Er stellt die beiden Hauptzugänge optisch frei.
Der Weg zum Gebäude führt visuell und topografisch in den Eingangsbereich. Über die getreppte Rampe im Außenbereich betritt man das Gebäude auf der oberen Ebene. Mit dem Eingang zieht sich der Weg im Inneren um den Atriumhof entlang der Raumspangen, tritt zur Straße hin wieder an die Außenfassade und ermöglicht Blickbezüge in die Umgebung. Die Verbindungsbrücken zwischen den Geschossen und Gebäudeteilen dienen als zusätzliche Verknüpfung der Ebenen und Funktionsbereiche und stellen einen außenliegenden Erlebnisbereich dar.
Das Ziel des Weges innerhalb des Gebäudes ist im obersten Geschoss der End- und Aussichtspunkt – die Musiklounge. Dieser Raum dient dem freien Üben ebenso wie Versammlungen und gewährt den besten Ausblick bis über die Dächer der Altstadt.
Die Motive der Welle und Schnecke ziehen sich sowohl inhaltlich als auch funktional durch das Gebäude. Der Weg und die Abläufe rotieren über die Ebenen um das Zentrum. Der Verlauf des Weges zieht ein Band durch das Gebäude, die Fassade schließt das Band um das Gebäude. Zusammen stehen beide Symbole als Sinnbild für das Gesamtensemble, ähnlich einem Musikstück mit einem (Bass)Notenschlüssel und den schwingenden Notenlinien.
Lüdenscheid als „Stadt des Lichts“ erhält mit diesem Neubau der Musikschule einen Leuchtpunkt im Stadtgefüge. Das Gebäude strahlt aus dem Inneren heraus und stellt baulich sowie inhaltlich Offenheit, Dynamik und Lebensfreude dar.