Städtebau
Der Entwurf für den Neubau eines E-Centers im niedersächsischen Soltau positioniert sich mit seiner rechteckigen Grundfläche mit der kurzen Seite zur Lüneburger Straße, mit der langen Seite parallel zum Vogelbeerweg.
Der Neubau lässt sich somit während des Betriebs des bestehenden E-Centers realisieren und belegt die industrielle Brachfläche der „Alten Molkerei“ neu.
Die im Norden angrenzende Wohnbebauung wird durch einen bereits bestehenden Grünpuffer visuell wie auch akustisch geschützt.
Der Neubau stellt als Nahversorgungsmarkt einen wichtigen Standort dar, um eine flächendeckende Versorgung der Region zu gewährleisten. Darüber hinaus befindet sich der Markt in einer Urlaubsregion und kann die Nachfrage der Urlauber mehrerer Campingplätze in seinem Einzugsgebiet abdecken.
Architektonisches Konzept
Der entwurfliche Leitgedanke ist geprägt vom Streben nach Nachhaltigkeit bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit. Die betrieblichen Abläufe werden, besonders in den Nebenraumzonen, wie dem Lagerbereich, durch die räumliche Organisation optimiert. Die öffentliche Wahrnehmung wird mit architektonischen Mitteln gestärkt und schafft einen hohen Wiedererkennungswert. Die Zielsetzung, das Erreichen des DGNB Gold Zertifikats, führt zum Konzept von multifunktionalen Sheddächern, welche ein zentrales, entwurfliches Element darstellen. Die Sheds bieten optimale Flächen für Photovoltaik, lassen blendfreies Nordlicht in den Innenraum und Verteilen die Zuluft vom Hauptstrang in Querrichtung.
Fassade
Der Markt zeigt zur Lüneburger Straße eine offene Glasfassade, die durch die Vorkassenzone auch Einblicke in die Verkaufsfläche zulässt. Die Glasfassade wird nach oben von der Holzfassade begrenzt, welche sich in einer freien Welle vom Boden im Osten bis auf Eingangshöhe im Westen entwickelt. Das Fassadenmaterial wird hierbei auch in den Innenraum transportiert und zeichnet die Welle der Fassade auch über dem Gastronomie- und Shopbereich horizontal als Untersicht weiter. Diese freie Form wird durch einen umlaufenden, anthrazitfarbenen Rahmen gehalten, welcher eine dreiseitig umschlossene Vorfläche für die Außengastronomie zur Verfügung stellt.
Die Fassaden der Längsseiten sind Großteils geschlossen und werden nur von den großflächig verglasten Notausgängen mit Oberlicht unterteilt. Den Eingang markiert ein Eingangskubus, dessen großformatige Tore das Betreten des Marktes inszenieren.
Die Fassadenkonstruktion besteht aus einem Holzrahmenbau und einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade. Dabei werden 40cm starke Holzträger von einer OSB-Platte (innen) und einer DWD-Platte (außen) zu einem Bauteil verbunden, welches mit Zellulosedämmung ausgefüllt wird. Der Holzrahmenbau wir innen mit einer Lage Gipskarton und außen, nach einer Luftschicht vom 6cm, mit Fassadenpaneelen aus Lärchenholz bekleidet. Die Konstruktion besteht damit ausschließlich aus ökologischen und nachhaltigen Materialen, welche in ihrer Herstellung, der Verwendung wie auch ihrer Entsorgung höchsten Anforderungen gerecht werden. Die vorgehängte Fassade wird durch zwei horizontal verlaufende Fugen dreigeteilt und beschreibt in ihren Bändern ein freies Wechselspiel der Holzverkleidung aus 10, 20 und 30cm breiten Paneelen.
Die großflächige Anwendung der Holzfassade transportiert die angestrebte Nachhaltigkeit als klares Statement auf die Außenhaut und damit zum Kunden.
Das Spiel aus Formaten und das natürliche Farbspektrum des Holzes kann dabei optional auch durch HPL-Fassadenplatten erreicht werden, welche sich in einem Wechselspiel aus Unifarben dem gleichen Farbspektrum bedient.
Tragwerk
Die örtlichen Gegebenheiten erforderten das Überspannen der Verkaufsfläche auf einer Länge von 50m mit möglichst wenigen Stützen, um die Flexibilität des Markes nicht unnötig einzuschränken.
Das Tragwerkskonzept nutzt dazu die verfügbare Höhe der Sheddächer um einen Fachwerkträger als Verbundkonstruktion aus Holz und Stahl zu realisieren, welcher auf zwei parallel verlaufenden Hauptbindern aufliegt. Diese Kombination erlaubt es, eine Verkaufsfläche von 3500m² mit nur drei Mittelstützen wirtschaftlich zu realisieren. Der Obergurt des Fachwerkträgers sowie die senkrechten Stege, werden dabei in Holz ausgeführt. Der Untergurt sowie die Diagonalen leiten die Kräfte hingegen mit schlanken Zugstäben aus Stahl weiter. Die Fachwerkträger werden mit Holzpfetten aufgefüllt, welche von einer Schalung aus OSB-Platten bedeckt werden.
Die Verkaufsfläche grenzt dabei an eine Brandwand, welche den Wechsel zwischen Holzbau für die Verkaufsfläche und Massivbau für den Lager- und Anlieferungsbereich darstellt.
Nachhaltigkeit
Der Aspekt der Nachhaltigkeit findet sich im gesamten Konzept des Marktes wieder. Von den verwendeten Materialien, wie zum Beispiel im Tragwerks- und im Holzrahmenbaus, über die Nutzung von Tageslicht und der kompakten Gebäudeform bis zum gesamten technischen Konzept mit einer Photovoltaikanlage, einer Bauteilaktivierung, Kollektoren im Erdreich, sparsamer LED Beleuchtungstechnik sowie diversen Maßnahmen zur Speicherung und Rückgewinnung der Energie.
Flexibilität
Um ein Maximum an Flexibilität zu gewährleisten, wurde das Tragwerk so konzipiert, dass der Entwurf mit nur drei Mittelstützen auskommt. Die Bauteilaktivierung der Sohle befindet sich an der unteren Armierungsebene, wodurch Einschnitte in die Bodenplatte von 15-18cm ohne Beeinträchtigung der Bauteilaktivierung möglich sind. Darüber hinaus ist die Bauteilaktivierung in Felder unterteilt, die getrennt angesteuert werden können, so dass einer späteren Neuorganisation der Verkaufsfläche nicht im Wege steht.
Planung/Realisierung: | 2013 |
Leistungsphasen: | 1-3 |